Wofür das Geld I
Eine Geschichte des Preisgeldes
Dem Förderpreis der Klocker-Stiftung geht keine Bewerbung voraus, er kommt überraschend. Neben der Aufmerksamkeit sind plötzlich auch 5000 EUR an Vermögen da, mit dem nicht zu rechnen war. Diese besondere Situation führt (noch) mehr als andere Geldbewegungen zur Frage: „Woher kommt das Geld?”
Eine Beantwortung ermöglichte das Archiv der Stifterfamilie, die Kooperation mit dem Forschungsprojekt des Historikers Wolfgang Meixner zu selbiger und Blicke in's Grundbuch. Eine Kurzfassung der Geschichte des Preisgeldes könnte an der Stelle lauten: Die Grundlage des Stiftungsvermögens geht zurück auf ein in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts groß gewordenes Autohaus in Innsbruck. Das Kapital für dessen Wachstum gaben Unternehmen des Automobilhandels, der Versicherungsbranche und der Erdölindustrie.
Den Spuren des Vermögens zu folgen, ergab eine Geschichte des Preisgeldes – und das Wissen darum führt zu mehr Bedeutung und Verantwortung bei der Übernahme des Geldes.
Eine Geschichte des Preisgeldes liegt anhand von Karteikarten, Dokumenten und Fotografien ausgebreitet auf dem ehemaligen Esstisch der Stifterfamilie.
Wofür das Geld II
Die Gegenwart des Preisgeldes
Mit dem Förderpreis war auch die Möglichkeit verbunden, im Klocker Museum eine Ausstellung zu gestalten; und dafür wurde das teuerste Kunstwerk Österreichs* geschaffen.
Geld hat die Macht, Wert zu definieren. Der Preis scheint die einzige Information, die zur Bewertung nötig ist. Ist somit Kunst gut, wenn ihr Preis hoch ist? So wie Kunst Teil der Berichterstattung und Diskussion ist, könnte die Frage durchaus mit „ja” beantwortet werden.
Für den Preis des teuersten Kunstwerk Österreichs* werben Wirtschaftstheorien und Kunstmarktarchivalien. Zur Berechnung dient die am Kunstmarkt gängige Formel (Länge + Breite + Höhe) * Faktor = Preis. Im Kunstkompass, dem längstdienenden Kunstranking, ist Erwin Wurm der erste Vertreter aus Österreich. In einem Interview wird im Zuge der Frage „Interessieren Sie die Preise Ihrer Kunstwerke?” ein Preisbeispiel gegeben, woraus sich für Erwin Wurm ein Faktor von 518 EUR/cm ergibt. Für islandrabe werden deshalb 519 EUR/cm verwendet, um den Preis für einen Stempeldruck auf Fadenetikette, Größe: 1,8 x 2,3 x 0,04 cm, zu berechnen: 2149 EUR (Stand 07/24). Für diesen Preis steht das Preisschild zum Verkauf, inklusive Pressefoto und Presseaussendung, um eine Geschichte über den Wert der Kunst zu schreiben.
Nachdem das Preisschild bis Anfang Oktober 2024 im Klocker Museum in Hall in Tirol zu sehen war, wurde es anschließend im Salon von Franziska Helmreich in Wien präsentiert.
Ende November war das teuerste Kunstwerk Österreichs* im Rahmen von franzis choice #30 zu sehen.
* pro cm und einer/s lebenden Kunstschaffenden
Wofür das Geld III
Eine Zukunft des Preisgeldes
Geld hat eine Wirkung. Es macht etwas, sobald es da ist. Das war Thema einer „öffentlichen Vermögensberatung” am 4. Oktober 2024 im Klocker Museum.
In der Rolle des öffentlichen Vermögensberaters betreute der Sozioökonom Jakob Kapeller den Förderpreisträger vor Publikum. Ausgehend von den 5000 EUR Preisgeld wurden Geldkreisläufe, Rendite und Vermögensverteilung veranschaulicht und durchgespielt, wo das Kapital am besten wirken könnte. Klar wurde: (Richtig viel) Geld ist Macht und mit 5000 EUR ist ein Leben zu kurz, um damit auf den Vermögenszuwachs zu setzen; doch es gibt auch für ein solches Vermögen Spielräume.
Die öffentliche Vermögensberatung drehte das Ziel der privaten Vermögensmehrung radikal in die wesentlichen gesellschaftlichen und gemeinschaftlichen Themen. Über den Einsatz der 5000 EUR wird aktuell nachgedacht – die Entscheidung folgt an dieser Stelle Anfang 2025.
In einem Beitrag für FREIRAD berichtete Max Mayr über die Veranstaltung vom 4. Oktober 2024.